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Ein Wink mit dem Hühnerfuß - China Reisebericht

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China – ein Land der Extreme. Es ist etwa doppelt so groß wie Europa und steht zwischen Tradition und Innovation, Dauer und Wandel, Kommunismus und Kapitalismus, Starbucks und Streetfood, zwischen Entwicklung und Industrie. Verschiedene Ecken des Landes zeigten mir einige dieser Gegensätze und sorgten bei einer „Lang-Nase“ wie mir regelmäßig für Gefühle von Irrsinn bis Ekstase.

Ich versuche mich durch die Menschenmassen zu bewegen und entgehe um Haaresbreite dem Schleim, den eine Frau gerade lautstark aus ihrem Rachen und Mund spuckt. Am Straßenrand erleichtern sich Kinder vom Druck auf ihre Blase oder ihren Darm, indem sie sich ungeniert hinhocken. Als ich vorbeikomme, schreien einige Bauarbeiter „Ausländer“ und deuten auf mich. Mich passieren diverse Leute, die, mit plastikbehandschuhten Fingern, an einem Hühnerfuß knabbern und einen Teebecher mit Blumen, Ingwer und anderem Undefinierbaren in der anderen Hand halten. Der Geräuschpegel ist so hoch, dass ich es gar nicht erst mit Musikhören versuche – mein iPod kommt dagegen auch mit voller Kraft nicht an.

China Reisebericht -  Ufer des malerischen Westsees in Hangzhou

Zeitsprung.

Ich schlendere am Ufer des malerischen Westsees in Hangzhou entlang. Drumherum sind Berge, auf denen die Teeplantagen in der Abendsonne gut zu erahnen sind. Seit Wochen höre ich das erste Mal wieder bewusst einen Vogel zwitschern. Auf meinem Weg komme ich an tanzenden Chinesinnen älteren Datums, einem Erhu-Spieler und mehreren Wasserkalligrafen vorbei. Die in sich ruhende Konzentration, mit der der Künstler seine Pinselstriche setzt, färbt sofort auf mich ab. Dieser Moment, zwischen den gelben Blättern eines riesigen Ginko-Baumes und den feuerroten eines Federahorns, gehört wirklich in ein Marmeladenglas.

In knapp sechs Monaten in Shanghai habe ich gelernt, sich nicht auf den deutschen Höflichkeitsstandard zu verlassen, in der überfüllten U-Bahn auch mal ein paar Stationen mit in der Tür eingeklemmten Haaren zu fahren und auch in nervenaufreibenden Situationen nicht meinen Optimismus zu verlieren. Seien es die Erfahrung mit der Willkür chinesischer Bürokratie beim Versuch mein Visum zu verlängern, illegales Musizieren auf der Straße mit christlicher Musik oder der zweifelhafte kulinarische Genuss von Hühnerfüßen, Qualle und Ochsenfrosch: Das Reich der Mitte hat einige Überraschungen für mich bereit gehalten. Das Land hat mich aber gleichzeitig mit freundlichen Menschen, wunderbarem Tee und Natur, wie man sie sich schöner und atemberaubender kaum vorstellen kann, in seinen Bann gezogen.

Der Unterschied der 24-Millionen-Metropole und den vergleichsweise beschaulichen deutschen Städten ist gewaltig: Man braucht gefühlte Ewigkeiten, um hier eine ruhige Ecke oder ein Gebäude, das kein Hochhaus ist, zu finden. Sehnt man sich nach Natur, kann man diese durchaus auch in China finden, nur vielleicht nicht in Shanghai. Auf verschiedenen Kurztrips und Reisen konnte ich auch ganz andere Seiten des Landes kennenlernen. So verbrachte ich zum Beispiel das chinesische Neujahrsfest auf dem Dorf in Südchina in einer sehr traditionellen chinesischen Familie. Dort hatten die meisten Menschen kaum jemals einen Europäer gesehen und waren dementsprechend fasziniert von mir. So wurde ich auch mal um Mitternacht aus dem Bett geholt, damit ein weiterer Verwandter ein Selfie mit mir machen konnte. Hoffentlich denkt er nun nicht, dass Deutsche immer im Schlafanzug und mit sehr verschlafenen Augen herumlaufen. Außerdem wurde mir mehrere Verwandte in heiratsfähigem Alter vorgestellt, immer mit dem Hinweis, dass sie noch „zu haben“ seien. Danke für das Angebot.

China Reisebericht-Beijing City

Erleben konnte ich die Vielfalt Chinas auch in Beijing, der ebenfalls großen und kulturträchtigen Hauptstadt der Volksrepublik, wo man Ewigkeiten durch die Verbotene Stadt oder den Himmelstempel laufen kann und immer noch nicht alles gesehen hat. Xi’an mit seiner Terrakotta-Armee und dem wuseligen muslimischen Viertel oder Guilins Karstberge, bei deren Anblick man seinen Augen kaum traut, machen mich ungläubig und ein wenig demütig, dass ich so etwas mal mit eigenen Augen sehen darf. Auch eine Woche in Hongkong, dessen Umgebung überraschend grün ist und das noch einmal einen Kontrast zu Großstädten auf dem chinesischen Festland bietet, konnte mich noch einmal positiv überraschen. Wer erwartet schon, dass nur kurz außerhalb der unglaublich dicht bevölkerten Hongkonger Innenstadt ein Big Buddha mitten in saftig grünen Hügeln oder ein traditionelles Fischerdorf zu finden sind?

Zwar musste ich feststellen, dass Chinesisch-Kurse in Deutschland sprachlich keinesfalls auf einen Aufenthalt in China vorbereiten, aber wenn der erste Fahrkartenkauf, die erste kurze Unterhaltung im Teeladen oder eine Bestellung im Restaurant geglückt sind, sieht man gern über die eigene Unfähigkeit für ausführliche Konversationen hinweg und ist einfach nur glücklich, den Alltag meistern zu können.

Ein halbes Jahr in China hat mir ungewohnt extrovertierte Seiten an mir selbst gezeigt, Reisehunger und Fernweh gemacht und mir einige wertvolle neue Bekanntschaften verschafft. Es hat mir gezeigt, dass die Parole „gib niemals auf“ wirklich funktioniert, dass Mimik und Gestik fast universalsprachlich sind und dass Westeuropa nicht der Nabel der Welt ist.

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